FELDHASE
Der Feldhase ist (im Gegensatz zum Kaninchen) bundesweit als gefÀhrdete Art eingestuft (Rote Liste), aber nicht vom Aussterben bedroht.
Er war schon 2x Tier des Jahres: 2001 & 2015.
Haarkleid
- Oberseite: rost-braun-gelblich bis graubraun-rötlich
- Bauchseite & Kehle: weiĂ
- Schwanz-Puschel (Blume / Lampe): oben schwarz, unten weiĂ
- nur die Spitzen der Ohren (Löffelspitzen) sind schwarz
Wegen der langen Ohren (Löffel) wird er im deutschsprachigen Raum auch Langohr genannt. In MÀrchen & Fabeln kommt er als Meister Lampe vor.
An den Löffelspitzen und der Blume kann man einen Feldhasen vom Kaninchen unterscheiden.
Der Feldhase wechselt sein Fell 2 x im Jahr (das wird FÀrben genannt): im Winter sind die Haare (Wolle) lÀnger und dichter.
Wie bei Hasen als Haustieren putzt sich auch der Feldhase mit seinen Pfoten und ZĂ€hnen das Fell und betreibt so seine Fellpflege. Sie haben an den Wangen spezielle DuftdrĂŒsen und verteilen so beim Putzen ein Sekret auf ihre Pfoten, womit sie eine eigene Duftspur haben und beim Laufen hinterlassen.
Man kann die MĂ€nnchen (Rammler) und Weibchen (HĂ€sin) weder von der KörpergröĂe noch vom Fell her unterscheiden.
KörpermaĂe
- LĂ€nge: 50-70cm
- Blumen-LĂ€nge (Schwanz-Puschel): ca. 10cm
- Löffel-LÀnge (Ohren): bis 15cm
- Gewicht: 3-6kg
Vorkommen
Sie kommen ursprĂŒnglich aus der Steppe und hat sich in ganz Europa verbreitet. Bei uns hat er seinen Namen Feldhase, weil er bevorzugt im Feld lebt, aber auch gern im Wald und am Waldrand.
Er unterliegt in Deutschland dem Jagdrecht.  Seinen Bestand (Besatz) in einem bestimmten Gebiet mĂŒssen die JĂ€ger zweimal jĂ€hrlich (FrĂŒhjahr & Herbst) durch ScheinwerferzĂ€hlung ermitteln.
Lebensraum
Als Biotop (Lebensraum) bevorzugen die Feldhasen eine warme, trockene und offene Umgebung im Feldflur mit guter Rundsicht.
Als Ruheraum lieber gute Deckung mit Feldgehölzen, Hecken und BĂŒschen (z.B. am Waldrand). Sie kommen auch im Gebirge vor, wobei es im Hochgebirge (z.B. Alpen) in weiĂ mit schwarzen Löffelspitzen der Alpenschneehase ist.
Eine der Hauptursachen fĂŒr den starken RĂŒckgang des Feldhasen sind Krankheiten (z.B. EBHS), zunehmender StraĂenverkehr und Freizeitdruck: viele SpaziergĂ€nger an den Feldern und in WĂ€ldern, weil sie sehr empfindlich auf GerĂ€usche (Störungen) reagieren.
Sie gelten als standorttreu, können aber jahreszeitlich ihre Gebiete wechseln: ein Hase hat ein Streifgebiet von 10 bis 50 Hektar!
Sie benötigen trockenen Boden, vielfĂ€ltige Nahrung (Ăsung) und Deckung.
Verstecke
Hasen legen (im Gegensatz zu Kaninchen) keinen Bau an, sondern leben nur oberirdisch als EinzelgÀnger.
Wo viele Hasen sind erkennt man am kugelförmigen, festen, trocken Kot (Losung), der aus unverdauten Pflanzenresten besteht.
AktivitÀt
Die Feldhasen sind hauptsÀchlich dÀmmerungs- und nachtaktiv.
Am besten ausgebildet sind der Geruchssinn und der Gehörsinn. Obwohl sie kurzsichtig sind, haben sie durch die seitlich versetzten Augen ein groĂes Gesichtsfeld und dadurch ein gutes Bewegungssehen (fast 360°, wie Pferde).
TagsĂŒber ducken sie sich in den WaldrĂ€ndern oder Feldgehölzen in selbstgescharrte Mulden, die man in der JĂ€gersprache Sassen nennt. Dabei legen sie die Ohren (Löffel) an und halten die Nase gegen den Wind, um Feinde frĂŒh zu bemerken.
Feinde der Feldhasen
- Fuchs
- Marder
- Hermelin
- Uhu
- Habicht
- wildernde Hunde
Junghasen werden zusÀtzlich gejagt von:
- MĂ€usebussard
- Milan
- Weihen
- Rabenvögel
- wildernden Katzen
Wenn ein Feind kommt, versucht sich der Feldhase zuerst in seine Sasse zu drĂŒcken und nicht aufzufallen. Wenn das nicht funktioniert, lĂ€uft er sehr schnell davon und macht dabei die bekannten SprĂŒnge und Richtungswechsel Richtungswechsel (HakenschlĂ€ge), um seine Verfolger auf dem Boden und aus der Luft abzuhĂ€ngen: sie können bis zu drei Meter weit und zwei Meter hoch springen. Dabei sollen sie Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h erreichen, warum wohl nur sehr schnelle Fressfeinde einen gesunden Hasen erwischen.
Bei Todesgefahr kann ein Hase sehr laut werden, das nennt man QuÀken und Klagen.
Wie ein Hase als Haustier hat auch der Feldhase typische Stellungen:
- DrĂŒckend: z.B. in der Sasse
- Sitzend: z.B. wenn er lauscht, ob Gefahr droht
- Kegel: wenn er „MĂ€nnchen“ macht, aber die Hinterpfoten noch voll auf dem Boden aufliegen
- Stehend: wenn der ganze Hase in voller KörpergröĂe „MĂ€nnchen“ macht, so hoch es geht, inkl. der Löffel (Ohren)
Nahrung
Sie sind typische Pflanzenfresser:
- GrĂŒnland-Pflanzen & KrĂ€uter
- Getreidesaat
- auf den Feldern: Kohl, RĂŒben
- im Wald: Rinde, Knospen, junge Triebe
Wenn man im Winter zufĂŒttern will, kann man den Tieren RĂŒben, Möhren, Maiskolben und Abschnitt von ObstbĂ€umen (sog. Prossholz) anbieten.
Caecotrophe – Blinddarmkot
Das ist jetzt zwar etwas ekelig, aber die Hasen haben neben den Kugeln (Losung) als Ausscheidung auch sog. Caecotrophe: den Blinddarmkot. Diese vitaminreiche Ausscheidung beinhaltet auch verdauungsfördernde Bakterien und wird vom Hasen normalerweise direkt vom After (Weidloch) wieder gefressen.
Gebiss
Sie haben ein Pflanzenfressergebiss mit 28 ZĂ€hnen:
- 6 SchneidezÀhne (Incisivi): 4 oben, 2 unten
- 0 EckzÀhne (Canini): die EckzÀhne fehlen
- 10 vordere BackenzÀhne (Premolaren): 6 oben, 4 unten
- 12 hintere BackenzÀhne (Molaren): 6 oben, 6 unten
Zwischen den Schneide- und BackenzĂ€hnen haben die Hasen eine groĂe LĂŒcke und die BackenzĂ€hne (Premolaren) sind raspelartig gehöckert.
StiftzÀhne
Am Gebiss unterscheidet man Hasentiere von Nagetieren: im Oberkiefer sitzen zurĂŒckgebildete StiftzĂ€hne hinter den SchneidezĂ€hnen (NagezĂ€hnen), die durch offene Wurzeln ein Leben lang nachwachsen. Nagetiere haben diese nicht.
Paarung & Fortpflanzung
Den mÀnnlichen Hasen nennt man Rammler, den weiblichen Hasen einfach HÀsin. und die Jungen einfach Junghasen. Da Feldhasen schon mit ca. 8 Monaten geschlechtsreif und mit 9-12 Monaten ausgewachsen sind, können sie schon im nÀchsten Jahr an der Paarung teilnehmen.
Normalerweise sind die Feldhasen EinzelgÀnger, aber zur Fortpflanzung (Rammelzeit) bilden sie sog. Hochzeitsgesellschaften und sind polygam (d.h. eine HÀsin paart sich mit mehreren Rammlern).
Die Paarungszeit (Rammelzeit) ist ziemlich lange: von Januar bis August. Dabei verfolgen (jagen) mehrere Rammler eine HĂ€sin und kommen sich dabei oft „in die Wolle“: die MĂ€nnchen veranstalten regelrechte BoxkĂ€mpfe, bei denen sie sich gegenseitig die Haare (Wolle) ausreiĂen, siehe Video unten.
Die Tragzeit ist entsprechend 42-44 Tage und eine HĂ€sin setzt bis zu 3x pro Jahr Junge, die in der Liegemulde (Sasse) geboren (gesetzt) werden.
Pro Geburt bekommt die HĂ€sin 2-4 Junghasen – im Maximum bei 3x pro Jahr also pro Weibchen bis zu 12 Junge! Deshalb sind Junghasen NestflĂŒchter und kommen behaart und sehend zur Welt.  Sie sind von Anfang an weitgehend auf sich allein gestellt: die HĂ€sin kommt nur wenige Male am Tag zum sĂ€ugen vorbei, meist 1x am Abend, selten öfter (bis zu 3x tĂ€glich) und die SĂ€ugezeit dauert nur 3-5 Wochen.
Weil sie keinen trockenen Bau haben wie z.B. Kaninchen oder FĂŒchse, mögen sie keinen starken Wind und kaltes Matsch-Wetter wie z.B. bei Schneematsch im Februar / MĂ€rz. Deshalb ist auch nasses, kaltes Wetter im FrĂŒhjahr fĂŒr den 1. Nachwuchs des Jahres eine der hĂ€ufigsten Todesursachen. Die Jungtiere aus den Geburten im Mai / Juni (2. Nachwuchs des Jahres) haben wegen der Deckung der BĂŒsche und dem wĂ€rmeren Wetter die gröĂten Ăberlebenschancen.
Videos
Feldhasen in der Paarungszeit
Hasen-Kampf: wenn die Wolle fliegt
Arten-Einteilung
Ordnung: Hasenartige
Unterordnung: Hasen
Quellen & weitere Informationen:
- IUCN Rote Liste Feldhase (engl.): bit.ly/43R2wQJ
- SZ Feldhasen bleiben zahlenmĂ€Ăig stabil: bit.ly/4299CyP
- Wildtierportal Bayern Feldhase: bit.ly/3G8gJin
- https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/feldhase